3. Wenn das Leben so kurz ist, warum tun wir so viele Dinge, die wir nicht mögen und so viele Dinge, die wir mögen, tun wir nicht?

 Die dritte Frage von Alexandra von Gedankenflüge lautet: 


Wenn das Leben so kurz ist, warum tun wir so viele Dinge, die wir nicht mögen und so viele Dinge, die wir mögen, tun wir nicht?


 Hier bedarf es meines Erachtens einer zweigeteilten Antwort. 

Erstens - ist das Leben wirklich kurz? Wir wissen zwar, dass das Leben in jedem Fall tödlich enden wird, wir wissen aber nicht, wann das so sein wird. Ich kenne und kannte Menschen im greisen Alter, die wollten gar nicht mehr leben, die empfanden ihre letzten Lebensjahre als ungemein lang und hätten gerne eine kürzere Lebensspanne gehabt. Und dann gibt es Menschen, die viel zu jung sterben, die aber so viel in ihrem Leben erlebt haben, dass sie nichts missen. Ein Licht, das doppelt so hell brennt, brennt halt nun mal auch nur halb so lang. 

Zweitens - tun wir wirklich so viele Dinge, die wir nicht mögen? Oder kommen uns nur die Dinge, die wir nicht mögen, als viel raum- und zeitgreifender vor als Dinge, die wir gerne machen? Ich vermute ja zweiteres. Das geht bei mir schon bei einfachen hauhaltlichen Tätigkeiten los - ich kann Spülmaschine ausräumen sehr gut prokrastinieren. Natürich habe ich später, nachher, morgen, übermorgen, in drei Tagen nicht mehr Lust dazu, als ich es jetzt habe. Im Gegenteil, denn inzwischen dürfte sich auch schon wieder mehr schmutziges Geschirr stapeln, das senkt die Motivation ungemein. Insgesamt dauert das Ausräumen der Spülmaschine höchstens zehn Minuten, wenn ich es gleich mache. Wenn ich es schiebe, denke ich mit Sicherheit öfter daran, jeweils mit leicht schlechtem Gewissen, als es Zeit benötigt hätte, es gleich zu erledigen. Auf die Weise wird die Aufgabe aber opulenter, zumindest in meinem Kopf, als sie in Wirklichkeit ist. 

Dem Zwang gehorchen, nicht dem inneren Triebe, ist vermutlich ein weiterer Grund, warum wir Dinge tun, die wir nicht tun mögen. Beispielsweise ist für viele bestimmt das Thema Geld verdienen eines, das mit ungeliebten Tätigkeiten gefüllt ist. Auf der anderen Seite brauchen wir das Geld aber, um uns zu ernähren. Gut, wir könnten auch Selbstversorger werden, aber ich vermute, da haben wir dann ähnliche Probleme mit dem Thema Unkraut jäten. Auch berufliche Tätigkeiten, die uns mit Freude und Erfüllung beschenken, haben mit Sicherheit einzelne Aspekte, die wir eben nicht so gern machen und dann kommen wir in einen ähnlichen Kreislauf wie oben mit der Spülmaschine beschrieben. 

Die hohe Kunst des erfüllten Tuns liegt wohl tatsächlich in dem oft zitierten Satz: "Liebe was du tust und tue, was du liebst." Dazu noch ein bisschen Belohnung am Ende des Spülmaschinenausräumvorganges (in meinem Fall zehn Minuten stricken) und schon fühlt es sich gar nicht mehr so ungeliebt an.

Kommentare

  1. Hallo Sabine

    "" Oder kommen uns nur die Dinge, die wir nicht mögen, als viel raum- und zeitgreifender vor als Dinge, die wir gerne machen? I""
    eine gute Frage, ich denke, dem ist so. Du hast es irgendwo auf dem Punkt gebracht mit dem Satz.
    Jedenfalls habe ich so ähnlich geantwortet :-)
    https://meinbuecherzimmer.blogspot.com/2020/09/philosophie-challenge-3.html
    Liebe Grüße
    Anja

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